34. Tag

Tag 34 Santo Estevo de Lires > Kap Finisterre 

22km 7h unterwegs

Übernachtung: Hotel Rústico Prado da Viña

Angekommen am Ende der Welt 

Die Römer dachten, dass dies der westlichste Punkt der Erde sei und daher hier die Welt zu Ende wäre. Also „finis terrae“

Die Nacht war genau wie die zuvor, lang und von Gelsen geplagt. 

In der Früh fühle ich mich zumindest körperlich fit genug die Etappe bis zum Kap Finisterre anzugehen. Der Durchfall ist leider noch nicht verschwunden, aber es wird schon gehen. 

Zuerst scheint die Sonne, dann fällt wieder Nebel ein. So ähnlich geht es meinem Gemüt auch. Ich möchte nicht haben, dass die letzte Etappe auf meinen Weg einen negativen Schatten auf meine ganze Reise wirft. Es ist einfach Teil des Ganzen, aber mein Kopf plagt sich ziemlich damit, dass die letzen drei Tage nicht so waren wie der Kopf das gerne gehabt hätte

Eine kurze Pause am Weg um etwas zu trinken und köstliche Powerballs 

zu essen.

Kurz vor Fisterra kommt dann die Sonne wieder durch. Es sind viele Pilger unterwegs. Manche in voller Ausrüstung viele mit Tagesgepäck. 

Irgendwie merkt man an der Stimmung hier, dass dieser letzte Teil der Strecke jeden beschäftigt. 

In der Apotheke hole ich mir etwas gegen den Durchfall, eine Trinkpause noch und dann geht’s auf zum Kap Finisterre. Die rund 3km mit gemächlicher Steigung sind spannend. Langsam nähert man sich dem Ziel. Ich gehe viele der Eindrücke der letzten 5 Wochen durch. Mach mir bewusst in welchen körperlichen Zustand ich noch vor 3 Jahren war. Und jetzt gehe ich 5 Wochen lang von Lissabon bis ans Ende Welt. 900km! Hätte mir das vor 3 Jahren jemand vorgeschlagen, hätte ich keine Sekunde darüber nachgedacht. 

So unfassbar viele Eindrücke und Erlebnisse. So viel Gespräche, ganz andere Gespräche wie sonst so üblich. 

Und plötzlich steht man dann am Kap Finisterre, reiht sich in die Schlage vor dem 0,000km Stein ein und versucht ein Erinnerungsfoto zu bekommen. 

Wenig weiter steht dann der Leuchtturm, dahinter dann noch eine ein wenig Felsen.  Das nächste wenn man nach Westen sieht ist  dann Amerika, dazwischen einige Tausend Kilometer Wasser.  

Überall verstreut sitzen Pilger und lassen das Ganze auf sich wirken. Genau das mache auch ich.  Und es wirkt sehr intensiv ...

Dann geht es zurück, nach Fisterra ins Hotel, dann zum Essen in den Hafen und dann planen wie es weiter geht. 

Es ist interessant wie die Psyche auf so einen Tag reagiert. Da ist alles dabei was man so kennt. Aber genau so interessiert ist es, wie der Körper das macht. 900km hat mir praktisch nichts weh getan. Am Rückweg und auch zum Abendessen meldet sich mein linkes Knie. Nicht schlimm, aber es zwickt ein wenig. Genau so, als will es mir sagen, bitte denke bei der Planung der nächsten Tage auch an mich. Botschaft angekommen, es wird berücksichtig. Versprochen!

Damit ist nun mal Schluss mit den täglichen Berichten. 

Möchte es an dieser Stelle aber nicht versäumen, mich bei allen zu bedanken, die es mir ermöglicht haben, diesen Weg zu gehen. 

Ein Dankeschön an alle Kommentarschreiber, war auch für mich oftmals hilfreich, vor allem wenn ich Aufmunterung gebraucht habe.