Ich habe die Nacht praktisch bis 06:00 durchgeschlafen, das ist mir schon lange nicht mehr „passiert“. Iris hatte diese Glück nicht, die Betten sind doch recht hart, das mag Sie nicht so besonders :(.
Die Vögel haben hier einen anderen Dialekt als in Wien, aber es sind auch einige Amseln unterwegs, die den nahenden Tag ankündigen.
Der Gasgeruch und das scheppern des Bestecks wecken Erinnerungen an´s Campen in der Kindheit und kündigen das Frühstück an.
Um 07:00 gibt’s Haferbrei mit Obst, das Standardfrühstück seit einigen Wochen. Das gibt genug Energie um den ganzen Tag Dresden zu erkunden. Mit der Strassenbahn fahren wir gegen 09:00 in die Stadt und stürzen uns gleich ins Altstadtzentrum. Als erstes geht es zur Frauenkirche und da natürlich auf den Turm. Hier kann man sich einen wunderbaren Überblick über die ganze Stadt verschaffen. Dresden wurde am Ende des 2. Weltkrieg in drei Tagen und Nächten durch 3.500 Tonnen Bomben der Amerikaner und Briten völlig zerstört. Vieles wurde weitgehend originalgetreu wieder aufgebaut. Die Frauenkirche wurde erst im Jahr 2005 wieder vollständig aufgebaut.
Danach flanieren wir durch die gesamte Altstadt und versuchen uns vorzustellen, wie das nach dem 2. Weltkrieg hier ausgesehen haben muss.
Am Nachmittag erkunden wir die Dresdner Neustadt, ein hippes Viertel, ganz im Gegensatz zur Altstadt. Aber durchaus auch sehenswert.
Um 17Uhr gibt es jeden Samstag, hier nennt man das Sonnabend, in der Kreuzkirche, eine musikalische Vesper und das seit 1371 ohne Unterbrechung. Das mussten wir natürlich hören und es hat sich wirklich ausgezahlt.
Da wir etwas zu früh da waren, hat sich mit einer älteren Dame (83J) ein leider viel zu kurzes aber sehr interessantes Gespräch ergeben. Die Dame hat den 2. Weltkrieg in Dresden erlebt. Sie hat uns zuerst berichtet warum die Kreuzkirche innen so unfertig wirkt. Diese wurde auch durch den Krieg zerstört und wurde als mahnendes Denkmal nicht vollständig restauriert. Danach hat sie uns ihre Erinnerungen an diese schrecklichen drei Tage erzählt. Dresden wurde in diesen Tagen vollkommen zerstört, was die Bomben nicht direkt vernichtet haben hat das Feuer dem Erdboden gleich gemacht. Man spricht von 20.000 bis 500.000 toten Menschen die überall auf der Straße gelegen sind, und dann zur Eindämmung der Seuchengefahr verbrannt wurden. Sie selbst hat Dresden mit ihrer Mutter verlassen und hat sich 20km ausserhalb der Stadt wieder niedergelassen.
Ich muss sagen, da wird einem ganz anders, wenn man der Dame in die Augen gesehen hat und förmlich heute noch die Angst, die sie damals gehabt haben muss, sieht. Da bekommt das, was man im Reiseführer liest, plötzlich eine ganz andere Dimension. Ich stelle mir die Frage, warum gibt es auch heute noch so viele Menschen, die es nicht lassen können Unfrieden zu stiften. Das einzige Ziel der Menschheit sollte es doch sein in Frieden zusammenzuleben. Das Leid das der Krieg anrichtet hilft niemanden.
Nach einer Stärkung beim Griechen geht es mit der Strassenbahn wieder zurück zum Campingplatz. Die wenigen Meter am Campingplatz zu unseren WOMO lassen dann meine Erinnerungen an´s Campingplatzleben wieder wach werden. Da „muss“ man mit dem Nachbarn (kommt in diesem Fall aus Leoben) Erfahrungen austauschen und das dauert. Da gibt es natürlich noch weitere Nachbarn am Platz, also dauert das schon mal eine Stunde bis alles besprochen ist.
Für morgen stehen dann die Wiener Sängerknaben am Programm, wird sicher auch spannend.
Eine abschließende Bewertung von Dresden gibt es dann morgen.