Brasov und die Bären

Für heute war das Wetter regnerisch prognostiziert also wollten wir uns einen ruhigen Tag machen. Um 8:30 gemütlich zum Frühstück, dann eine wenig durch die Stadt schlendern und am Abend noch in die Natur rund um Brasov. 

Wie es halt so ist, kommt es dann doch anders. Beim Frühstück hat Iris ein Prospekt über Brasov gesehen und darin eine Free Tour gefunden. Das System gibt es in vielen Städten und ist ganz gut. Es gibt für die Tour keinen fixen Preis, man bezahlt so viel man möchte. Die Fremdenführer müssen sich daher mehr anstrengen und das tun sie auch. Simona hat uns 2 Stunden lang sehr viel über Brasov und Rumänien erzählt. In sehr gutem Englisch und mit viel Engagement. Wir haben viel über das Land und seine interessante Geschichte gelernt. 

So wurde aus einem Stadtbummel ein interessanter Vormittag, der seinen Abschluss auf Empfehlung von Simona in einem Bistro mit vorzüglicher lokaler Küche geendet hat. 

An dieser Stelle möchte ich noch einen Gedanken los werden. Bei uns in Wien hat man  wenn man über Rumänien spricht ein eher schlechtes Bild. Armut, organisierte Bettlerbanden, Kriminalität, Korruption. 

Wenn man hier unterwegs ist bekommt man ein anderes Bild. Über lange Zeit haben die Rumänen, die ja auch ein Teil der Österreichisch Ungarischen Monarchie (zumindest zum Teil) waren, für uns die Türken abgewehrt. Sie hatten eine sehr wechselvolle Geschichte, die schlussendlich nach dem zweiten Weltkrieg im Kommunismus endete. Erst 1989 brach das System zusammen und das Land erholte sich nur sehr langsam davon. 

Bettler sieht man hier keine, ich habe noch keine Sekunde Angst um mein nicht ganz billiges Fotoequipment gehabt und die Menschen sind freundlich und hilfsbereit. 

Die Stadtzentren von Sibiu und Brasov sind lebendig und strahlen Lebensfreude aus.

Armut ist am Land allgegenwärtig, das hat aber mit dem Charakter der Menschen nichts zu tun. In Rumänien leben ca. eine Million Roma, den meisten fehlt Zugang zu Wohnung, Gesundheitssystem, Bildung oder dem regulären Arbeitsmarkt. Viele sind Tagelöhner und leben in Slums am Rand der Dörfer und Städte. Dass das zu Konflikten führt ist auch klar. 

Die Korruption, die es im Land offenbar immer noch gibt wurde vor einer Woche zumindest bei der EU Wahl abgewählt, ein weiterer Schritt zur Normalität. 

Wenn man vor Ort ist bekommt man ein ehrlicheres Bild über ein Land, nicht nur das Bild, das über Medien präsentiert wird. 



Bärenbeobachtung

Am Nachmittag stand noch ein Ausflug zur Bärenbeobachtung am Programm. Da liest man leider viel negatives darüber. Wir haben lange gesucht um etwas seriöses zu finden und wir wurden nicht enttäuscht. Man muss sich im Klaren sein, wenn man so eine Tour macht, dass das organisiert ist. Wie überall in der Tierwelt funktioniert das mit Futter. 

Das Gebiet in welchem wir zur  Bärenbeobachtung waren, wurde eingerichtet, um einen günstigen Erhaltungszustand aufrechtzuerhalten und Arten vor spontaner Flora, Wildtieren und Lebensräumen von gemeinschaftlichem Interesse zu schützen. Das Naturgebiet bietet auch die Möglichkeit, Bergtourismus zu betreiben, und auf seinem Territorium gibt es mehrere Ziele von touristischem Interesse (Hütten, Höhlen , Wasserfälle , Schluchten , Erholungsgebiete), die über markierte Wege erreichbar sind. In diesem 4200ha großen geschützten Areal ist die Fauna und Flora sehr vielfältig. Es leben hier Säugetiere mit Exemplaren von: Bär, Hirsch, Wildschwein, Luchs, Wolf, Rotfuchs, Feldkaninchen, Eichhörnchen, …

Es gibt hier eine Futterstelle und einen gesicherten Beobachtungsplatz. Die Bären leben hier frei und können sich bewegen wohin sie wollen. Wenn man aber einen Platz kennt, wo es um 17:00 was leckeres zu Fressen gibt, wird man diesen aufsuchen und so ist es auch. 

Ein Guide bringt uns mit dem Auto in diesen Bereich. Dort empfängt uns der Ranger der uns den weiteren Weg zeigt. Der Ranger ist mit einem Gewehr bewaffnet, der Guide mit Bärenspray (großer Pfefferspray) ausgerüstet. Nach einer kurzen Wanderung erreichen wir den Beobachtungsplatz, eine kleine Hütte mit gutem Blick auf eine Waldlichtung, wo sich schon ein Bär am Futter bediente. 

Es dauerte nicht lange schon kamen weitere Bären dazu. In den zwei Stunden die viel zu schnell vergingen, konnten wir eine guten Eindruck über die Bären gewinnen. Wer darf zu welcher Futterstelle, wer darf zuerst, wer muss warten, wer möchte in der Hierarchie weiter nach oben und wie wird Fortpflanzung geübt. Erstaunlich auch wie schnell sich Bären bewegen können wenn es notwendig ist. Und wenn ein Bär seine  Artgenossen vermitteln möchte, dass das Futter ihm gehört, ist es mit dem  Teddybären Image auch gleich vorbei. Man kennt das ja alles aus dem Fernsehen, aber so hautnah ist das dann doch nochmal ganz was anderes. 


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