Die Nacht war kurz, aber bei diesen traumhaften Bedingungen muss man raus. Die Unterkunft, STF ABISKO TURISTSTATION liegt direkt im Abisko National Park und am 330km2 großen Torneträsk See.
Die Landschaft ist mit sanften Bergen durchzogen und wirkt wie bei uns in einer Seehöhe von ca. 1500m, sie liegt aber nur 330 m über dem Meer.
Nach einem ausgiebigen Frühstück geht es los um die erste Location direkt am Torneträsk anzusteuern. Der See ist bei diesen Temperaturen natürlich komplett zugefroren und von einer dicken Schneedecke überzogen. Wir müssen uns erst den Weg durch den dicht verschneiten Wald bahnen. Am Weg zum See sehen wir ein besonderes Lichtphänomen. Zwei Nebensonnen oder Parhelia.
Obwohl Nebensonnen oft an Regenbögen erinnernde Färbungen aufweisen, dürfen sie nicht mit diesen verwechselt werden. Nebensonnen erscheinen in Sonnennähe, Regenbögen erscheinen auf der der Sonne gegenüberliegenden Seite des Himmels. Ursache für die optischen Erscheinungen sind im Falle der Regenbögen Wassertropfen und im Falle der Nebensonnen Eiskristalle. (© Wikipedia)
Ich habe das noch nie gesehen, ist aber schon sehr beeindruckend.
Das Ufer des See ist von vielen Steinformationen geprägt, die zum großen Teil von Eis überzogen sind.
Nach der ersten Location wollten wir noch einen Flusslauf aufsuchen, durch die beträchtlichen Schneemengen ist der Zugang aber nicht möglich.
Am Nachmittag geht es dann entlang des Abiskojåkka Canyon wieder zum See. Das wird dann auch unsere Location für die Nacht.
Mittlerweile hat es angenehme -24°C, wie es aussieht wird es in der Nacht bis auf -30°C abkühlen. Da ist eine ordentliche Bekleidung und Durchhaltevermögen gefordert.
Um 20:15 geht es los, die Prognosen für die Aurora Sichtung sind mit 3-4 vielversprechend.
Nach einem ca. 30 minütigen Fußmarsch erreichen wir den See und suchen uns ein ungestörtes Plätzchen. Das Warten beginnt. Der Himmel ist schon leicht grün eingefärbt, richtige Aktivität gibt es aber noch nicht. Die Nacht verläuft dann wieder aufregend. Der Mond scheint nach wie vor sehr hell, es ist ja erst drei Tage nach Vollmond. Trotzdem können wir die Nordlichter mit freiem Auge gut sehen. Die Pausen dazwischen sind in dieser Nacht länger wie in der Nacht davor, dafür ist die Intensität stärker. Zweimal konnten wir eine sehr starke Bewegung der Nordlichter mitverfolgen. Da hängen die Nordlichter dann wie ein Vorhang vom Himmel herunter, der sich scheinbar mit dem Wind bewegt. Das ganze spielt sich ja in einer Höhe von ca. 80km ab, aber man hat den Eindruck man ist mitten drinnen. Dieses Schauspiel lässt sich nicht beschreiben, das muss man erlebt haben um die Faszination zu verstehen.
Am nächsten Tag analysieren wir die Nordlichtaktivität mit einer Stärke von 5-6, das ist schon ganz ordentlich.
Gegen 23:00 lässt die Aktivität nach und nach einem langen Tag bei meist unter -20°C ist man doch ein wenig ausgelaugt. Mein bereits abgeklungener Husten meldet sich auch wieder deutlich zu Wort. Um kurz nach Mitternacht versinke ich dann in einen Tiefschlaf, der erst wieder durch den Wecker um 07:30 beendet wird.
Am Nachmittag wandern wir entlang des unteren Teils des Abiskojåkka bis zum Torneträsk. Die Lichtstimmung wird von Minute zu Minute interessanter.
Die Nacht war kalt aber erfolgreich. Die Aurora Aktivität erreichte einen KP Wert von 5-6. Da sieht man trotz hell leuchtenden Mond das Tanzen der Nordlichter und diese waren nicht nur grün, sondern man konnte auch die violette Lichter mit dem Auge erkennen.