Rund 2.000 Einwohner auf 121km² leben hier auf Amorgos. Es gibt drei Hauptorte neben Chora welches am Berg liegt, den Hafenort Katapola und im Nordosten den Badeort Aigiali. Die Orte sind mit einem Bussystem verbunden. Alle Wege führen über Chora am Berg, die Ausblicke sind immer wieder beeindruckend.
Heute steht ein Besuch im Kloster Chosowiotissa welches im 8. Jahrhundert erbaut wurde und heute noch 6 Mönche beherbergt. Der Bus fährt bis knapp vor dem Parkplatz und dann beginnt der Aufstieg. Die Sonne brennt schon recht erbarmungslos vom Himmel und man ist froh wenn man das Kloster erreicht hat und ins Kühle Innere gelangt. Der Anblick des Klosters ist unglaublich. Mitten in die Felsen gebaut ringsherum nur Abgrund. Nach einer Besichtigung der Räumlichkeiten werden wir von einem Mönch empfangen und bekommen Wasser und ein Schnapserl (Raki mit Honig versetzt) serviert. Der Mönch erklärt uns und einigen anderen Besuchern wo er schon auf der Welt überall war. Italienische Besucher fragt er über ihre Meinung zum neuen Papst. Die waren sehr zurückhaltend, aber der Mönch klärte sie auf, dass der neue Papst viel besser sei als der Alte. Er hat das sehr anschaulich demonstriert was er von Papst Benedikt so gehalten hat.
Nach der Besichtigung des Klosters stand eine Wanderung nach Aigiali am Programm. Und die hat es ganz schön in sich. 15km und 1000 Höhenmeter bei ca. 35 Grad, kein Schatten, an der Südseite auch kein kühlender Wind. Kein Wunder das außer uns nur ganz wenige andere Wanderer zu sehen waren. Der Weg führt erst an der südlichen Steilküste und dann an der westlichen Steilküste entlang. Da es sehr diesig ist, ist leider der Fernblick nicht ganz so berauschend. Interessant ist aber die Vegetation. Oft ganz karg, dann wieder gelb blühende Sträucher (Disteln, Ginster?), offenbar aber genug für die unzähligen Ziegen, die wir angetroffen haben.
Nach über 5 Stunden waren wir geschlaucht und am Ziel. Eine Wanderung die es in sich hat, aber sicherlich zu den unvergesslichen Erlebnissen dieses Urlaubs zählen wird.
2 Tage haben wir noch um Amorgos zu erkunden. Dies wollen wir mit einem Auto tun, doch der Plan wird ein wenig über den Haufen geschmissen. Aus gegebenem Anlass beschäftigen wir uns zuerst mit dem Gesundheitssystem einer griechischen Insel. Iris hat seit gestern ein Brennen im rechten Auge, eine „Untersuchung“ meinerseits ergab kein Resultat, es war kein Fremdkörper ersichtlich. Die Augentropfen, die seit gestern angewendet wurden haben auch keine Wirkung gezeigt, der Schmerz wird immer unerträglicher. Also fragen wir bei der Vermieterin nach, wie wir zu einem Arzt kommen. Gar kein Problem, Amorgos verfügt über ein Gesundheitszentrum in der Chora. Ist das auch am Sonntag in Betrieb. Selbstverständlich, 24 Stunden 7 Tage die Woche war die Auskunft. Wir mieten uns ein Auto, was ja ohnehin der Plan war und begeben uns ins Gesundheitszentrum. Drei Rettungswägen sehen wir am Parkplatz aber sonst nichts weiter. Aber eine Tafel mit der Flagge der EU, da haben wir also offenbar mitgezahlt und können es nun nutzen. Aber die Türen sind verschlossen. Bald finden wir einen Zettl, mit dem Hinweis„Emergency call xxxxx“. Wir rufen an, sofort meldet sich jemand, nach kurzer Schilderung des Problems, gleich einmal die Info, dass das Gesundheitszentrum aus Personalmangel geschlossen ist und er sich der Sache nicht annehmen müsste, aber er kommt in ca. 30 Minuten. Tatsächlich nach ca. 20 Minuten kommt jemand der sich als Arzt zu erkennen gibt. Er ist freundlich und hört sich die Geschichte genau an. Unter meiner Mitwirkung (Assistenten gibt es sonst keinen) wird das Auge gespült und mit zwei verschiedenen Augentropfen behandelt. Das Auge wird dann noch liebevoll mit Wundauflage und Klebeband verschlossen, für die weitere „Eigenbehandlung“ bekommen wir noch Verbandsmaterial und Augentopfen mit. Diese werden praktisch steril verpackt (Einen Nierenschale als Behälter und eine Einweghandschuh als Verschluss). Der Arzt erklärt uns noch das Gesundheitssystem auf der Insel. An 10 Tagen im Monat bekommt er Unterstützung von außerhalb der Insel, die restlichen 20 Tagen hat er rund um die Uhr Dienst, bekommt aber nur 8 Stunden bezahlt. An diesen 10 Tagen ist die Unterstützung nach seiner Aussage auch nicht besonders, da das alles keine Spezialisten sind. Dabei wäre das Zentrum gut ausgerüstet, einen Zahnbehandlungsraum, eine Röntgen, ein Kinderbehandlungszimmer haben wir gesehen, das war aber noch nicht alles. Die drei Rettungswägen, haben es auch in sich. Zwei davon sind wohl bereits fahruntauglich, der dritte erweckt nicht gerade mein Vertrauen, bei uns würde er wohl kein Pickerl mehr bekommen.
Die Frage was wir schuldig sind wird auch klar beantwortet. Grundsätzlich nicht, wenn wir aber was geben wollen wird es nehmen. So leisten wir unseren Obulus, denn bemüht hat er sich ja redlich.
Spät aber doch bekommen wir dann kommen wir dann noch zum Frühstücken.
Am Nachmittag erkunden wir dann doch noch den Inselsüden und am Abend die Chora, wo wir eine Hochzeit von einem Kaffeehaus aus beobachten. Das war recht interessant zuzusehen. Offenbar war es Hochzeit und die Taufe des Kindes in einem. Während der Stunde war ein reges kommen und gehen in der Kirche festzustellen. Manchen war das anscheinend zu langwierig und sie versammelten sich vor der Kirche und im Kaffeehaus. Erst ganz zum Schluss sind dann alle in die Kirche, wohl um beim Auszug ein kleines Geschenk entgegennehmen zu können.
Den Sonnenuntergang beobachten wir von oberhalb der Chora und danach geht ein ereignisreicher Tag zu Ende.
Diesen Tag lassen wir ein wenig ruhiger angehen. Nach einer kleinen medizinischen Versorgung des „Patienten“ und einem gemütlichen Frühstück am Hafen erkunden wir den Nordteil der Insel. Die Straßen sind in einem guten Zustand aber sehr gebirgig. Wir überwinden heute wieder ca. 2000 Höhenmeter, allerdings mit dem Auto. Die Insel ist sehr karg, einzig in Aigiali gibt es einen Grünstreife der landwirtschaftlich genutzt werden kann. Der restliche Teil ist nur von Ziegen besiedelt.
Nach einem Bummel im Dorf Langada legen wir am Strand von Aigiali eine Beachpause ein, danach geht’s noch in das Bergdorf Tholaria. Den Abend verbringen wir wieder in Katapola um einen letzten frischen Fisch zu genießen und ein wenig zu shoppen. Iris hat ein neues Lieblingsgetränk entdeckt, Raki mit Honig und Kräutern, da muss was mit nach Hause genommen werden.
Amorgos war unser vorletzter Inselstopp, es war sehr interessant auch diese Insel zu sehen, ist sie doch ganz anders als Naxos oder Schinoussa. Das Angebot an Sandstränden kann mit den anderen Inseln nicht mithalten. Die Wanderung vom Kloster nach Aigiali ist zwar anstrengend aber sehr beeindruckend und die beiden Bergdörfer im Norden sehenswert.