18.6 Mit Dampf auf den Brocken

Ich hatte mir von der Fahrt auf den Brocken nichts Besonderes erwartet, eine Fahrt mit dem Zug, ein wenig Aussicht vom höchsten Berg im Harz, der 307 Tage im Jahr im Nebel hängt.

Doch es kam wie so oft anders. Die Fahrt mit der Dampflok war zwar teuer, aber das hat richtig Spaß gemacht. Die Harzer Schmalspurbahn fährt auf den Brocken ausschließlich mit Dampflokomotiven, das ist Technik pur, die man spürt, hört und riecht. Der Geruch hält auch lange über die Fahrt an, vor allem, wenn man, wie ich, nicht im Waggon sitzt, sondern auf den Plattformen zwischen den Waggonen steht . Dort wird man kontinuierlich vom Dampf und Russ der Lokomotive geräuchert. Das mag sicher nicht jeder, aber was tut man nicht alles um einige nette Motive festzuhalten. 

Die Fahrt dauert ab Drei Annen Hohne, 50 Minuten, viel zu kurz finde ich, zum höchst gelegenen Bahnhof Deutschlands auf 1140m. Wir haben Glück, der Brocken liegt nicht im Nebel, die Sicht ist aber trotzdem sehr eingeschränkt, es ist generell sehr diesig, in manchen Bereichen regnet es auch. Wir spazieren den Rundwanderweg um das Brockenplateau, der Wind weht wie an der Nordsee (am Brocken wurde 234km/h als Spitzenwert gemessen) die Temperaturen sind so um die 10°C, da nutzen wir dann gleich den nächsten Zug zurück ins Tal.

Im Nationalpark und gesamten Harz sind in den letzten Jahren für den Laien erschreckende Bilder zu sehen. Fichtenforste sterben in großem Umfang ab, zumeist in der letzten Stufe durch die Borkenkäfer dahingerafft. Diese Entwicklungen führen zur Sorge um Zustand der Wälder, Fragen nach den Ursachen werden gestellt, und viel wird über die praktisch erforderlichen Maßnahmen diskutiert. Das Bild das sich eine hier präsentiert ist erschreckend! Mit der Bahn fährt man durch stark betroffen gebiete durch, aber auch wenn der Blick in die Ferne schweift, überall gibt es Bereiche mit großen abgestobenen Flächen. Der Grund ist die Trockenheit, dem die Fichte die hier überwiegend wächst nicht stand halten kann. Geschwächte durch die Trockenheit hat der Borkenkäfer leichtes Spiel und bringt die Fichte zum Absterben, weil sie zu wenig Hartz produzieren kann um sich gegen den Borkenkäfer zu schützen. im letzten Jahr sind nur am Brocken ca. 700ha Fichtenwälder abgestorben!!

Wem es interessiert der kann es hier nachlasen.

Am Nachmittag steht dann das Städtchen Wernigerode am Programm. Die Altstadt ist zu >95% aus Fachwerkhäuser gebaut. Im Kaffee Wien, das Haus ist aus dem Jahr 1583, machen wir eine Kaffeepause. 

Langsam wird es nun Zeit die letzten Tage zu planen. Es trennen uns noch ca. 1000km Fahrstrecke, die müssen noch aufgeteilt werden. Wir wollen über das Fichtelgebirge und den Bayrischen Wald langsam wieder in die Heimat zurückkehren. Ich könnte mich ja an das Nomadenleben gewöhnen, aber soweit sind wir noch nicht. 

Die Generation, die uns bisher mit WOMO´s so untergekommen ist, ist deutlich älter, da hat man dann richtig viel Zeit.